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Meldungen

Wappenkunst auf Pfeifenköpfen

Wappen der Rhenania Freiburg, Entwurf für einen Pfeifenkopf, Sammlung Langhans, Würzburg

Pfeifenköpfe bergen viele Geheimnisse – angefangen von den Herstellungstechniken des Porzellans seit der Shang-, Han-, Tang- und Ming-Zeit für den chinesischen Kaiserhof. Näher liegt dem heutigen akademischen Pfeifenkopfologen die heimische Porzellanmalerei, die seit dem späten 18. und zahlreicher ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf studentischen Dedikationsartikeln wahre (Klein-)Kunstwerke vollbrachte. Hier überschneiden sich Sammelgebiete nicht selten mit Forschungsbereichen der Kunstgeschichte und ernster, wissenschaftlicher Heraldik.

Die Anfänge der studentischen Wappenkunst – mit Betonung auf Kunst! – sind in den Werkstätten von Porzellanmalern zu finden. Im Jahrbuch Einst und Jetzt Bd. 70 findet sich ein von der Kunsthistorikerin Michaela Neubert bearbeiteter Katalog der „Sammlung Langhans“ im Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg. Ohne Übertreibung kann gesagt werden: Wer diese Sammlung kunstvoller Vorlagen nicht kennt, sollte nicht über die Anfänge studentischer Heraldik, ihre reichen Traditionen und bunten Facetten sprechen und schreiben – noch urteilen über den reizvollen Seitenweg der Geschichte, in die uns der Archivar und Historiker Gregor Gatscher-Riedl einführt: Vorbilder studentischer Wappen fand er schon bei der Natio Germanica in Bologna im späten 15., die Blütezeit datiert ab der Mitte des 19. und besonders viele Reformideen finden sich im frühen 20. Jahrhundert.

Entwurf für einen Pfeifenkopf des Corps Isaria, im Hintergrund die Silhouette Landshuts, Sammlung Langhans, Würzburg

Auf diesem Gebiet verbünden sich kritische (Fach-)Historiker mit (Fach-)Heraldikern: Letzteren sträuben sich die Haare angesichts häufiger Stilbrüche, künstlerischer Freiheiten und Parodien in studentischen Wappen. Der Universitätsbibliothekar und (Fach-)Historiker Wilhelm Fabricius verwies schon im „akademischen Wappenstreit“ um 1900 darauf, dass studentische Korporationen besondere Traditionen pflegen und selbsternannte (Fach-)Heraldiker ihren eigenen folgen sollten. Man hätte allseits verbindlicher agieren, Fehler zugeben und korrigieren können. Einige korporierte Fachleute wie Friedrich Frhr. von Gaisberg-Schöckingen (1857 – 1932) Franconiae München und der Maler Adolf Cloß (1864 – 1938) Franconiae Tübingen bemühten sich redlich um Reformen: Weitgehend vergeblich! Der para-heraldische Wildwuchs blüht bis heute. Wir lieben ihn trotzdem!

Der aktuelle Vorstand des VfcG

Anläßlich der Mitgliederversammlung 2025 entstand dieses Bild des Vorstands. Es zeigt die fünf Vorstandsmitglieder des VfcG, an ihrer Spitze Prof. Dr. Martin Dossmann Guestphaliae Bonn, Isariae, Rhenaniae Freiburg, (mittig), sodann v.l.n.r. Thomas Heglmeier Alemanniae München, Prof. Dr. Hans Peter Hümmer Onoldiae, Dr. Joachim Grub Saxoniae-Berlin zu Aachen, Marchiae Brünn zu Trier, Dr. Sebastian Sigler Masoviae Königsberg zu Potsdam, Guestphaliae Halle.

Mitgliederversammlung 2025 des VfcG im Refektorium der Wachenburg über Weinheim

Einst und Jetzt

Jahrbuch Einst und Jetzt, Band 70

Neubert, Michaela / Stickler, Matthias: Neue Sammlungsobjekte im Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg
Lucius, Robert v.: Der Riesenstein. Zur Geschichte des ältesten deutschen Verbindungshauses
Gatscher-Riedl, Gregor: Das studentische Wappenwesen. Eine Einführung in die heraldische Kultur akademischer Korporationen vom Spätmittelalter bis zur Studenten-Kunstbewegung vor 1914
Hümmer, Hans Peter: Vom Rezeptionsgeheimnis zum Korporationswappen. Ein vernachlässigtes Thema der traditionellen Heraldik
Neubert, Michaela: Die Sammlung Langhans im Institut für Hochschulkunde, ein einzigartiger Schatz zur Studentengeschichte und Jenaer Porzellanmalerei des frühen 19. Jahrhunderts
Hümmer, Hans Peter: Die Legende vom ‚Ordo Metallicorum‘ zu Freiberg in Sachsen und das angeblich älteste Studentenwappen
Amberger, J. Christoph: Das studentische Stoßfechten. Neues zur Geschichte der Jenaer Fechtmeisterfamilie Kreussler
Knof, Martin: Die Hannöversche Landsmannschaft und der Concordienorden in Jena und Göttingen 1758 – 1766
Bahnson, Karsten: Saxonia Jena und das Stammbuch des Mitgründers Friedrich Schobinger aus St. Gallen in der Schweiz
Gatscher-Riedl, Gregor: Franz Kafka und das Korporationsstudententum
Grün, Bernhard: Die ‚Mainländer-Kameradschaft‘ im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund ‚Franz von Siebold‘ 1938 bis 1945
Kurzbeiträge: Martin Dossmann – Philipp Zorn Isariae, Corpsstudent, Staatsrechtler und Universitätsrektor – Karsten Bahnson: Jenaer Weltwunder. Zum 400. Geburtstag des Astronomen und Mathematikers Erhard Weigel – Birgitt Hellmann: Jenaer Porzellanmalereien auf Bierkrugdeckeln – Christoph Amberger: Mensurschläger amerikanischer Corpsstudenten – Thomas Meyer: Arminia, die älteste Würzburger Burschenschaft – Stammbuch des ‚Ansbachers‘ C.D. Ammon
Nachruf: Klaus Gerstein zum Gedenken

500 Jahre Salzburger Stier

Nicht wenige Corps- und andere Waffenstudenten sind, wie schon die Namen in den Mitgliederlisten zeigen, Nachkommen protestantischer Glaubensflüchtlinge. Aus diesem Grunde sollten wir eines besonderen Jubiläums gedenken, das mit dem 70. Jubiläum des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung zusammenfällt.

Vorlage für das Umschlagbild von Einst und Jetzt Bd. 70 ist eine um 1925 gelaufene Couleurkarte aus dem Verlag Josef Huttegger. Dargestellt ist der legendäre „Schwarze Stier“ von Salzburg mit einem Altherrenstammtisch – nach einem Gemälde von Hubert von Zwickle (1875 – 1947). In der rechten oberen Ecke sehen wir, passend zum Schwerpunktthema „studentische Heraldik“,  das „Wappen“ der Alten Herren mit Rettich, Radieschen und Messer. Links unten lesen wir: „[…] Uns plagt der Bajuwarendurst, Er ist nicht zu besiegen, So wenig als der schwarze Stier Ist jemals weiß zu kriegen!

Der zitierte Bajuwarendurst ist erklärbar durch historisch enge Beziehungen zwischen Salzburg und dem Stammesherzogtum Bayern. Der ‚Salzburger Stier‘ – weder die gleichnamige Orgel noch der Kabarettpreis sind gemeint – geht auf eine Legende aus den Bauernkriegen zurück, als die Festung Hohensalzburg (1525) von Bauern, Bürgern und Bergknappen belagert wurde, die der Reformation zuneigten. Der geldgierige, daher unbeliebte Fürstbischof hielt sich dort versteckt. Als die Nahrungsvorräte der Belagerten zur Neige gingen, kamen sie auf die Idee, den letzten verbliebenen Stier täglich neu einzufärben und demonstrativ den Wehrgang ihrer Festungsmauer entlangzuführen. Die Belagerer ließen sich täuschen und zogen schließlich ab.

In der Folge wurden bis ins 18. Jahrhundert zahlreiche Protestanten aus dem Salzburger Land vertrieben, alleine 1732/33 rund 20.000, die in evangelischen Regionen des Reiches – insbesondere in Preußen – und auch in den Niederlanden Aufnahme fanden. Die Namen der „Salzburger Exulantenfamilien“ sind zum großen Teil bekannt und ein dankbares Thema für Familienforscher in Europa und den Vereinigten Staaten.

Über das Jahrbuch Einst und Jetzt

Der Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung gibt seit seiner Gründung das Jahrbuch Einst und Jetzt heraus. Erstmals erschien es 1956. Seitdem hat sich die Reichweite kontinuierlich vergrößert, vor allem in wissenschaftlichen Bibliotheken erfreut sich diese an der ältesten Verbindungsform ausgerichtete, aber alle Korporationen im Blick behaltenden Forschungsplattform steigender Akzeptanz. So wird unser Jahrbuch zur Quelle des Wissens über die Korporationen allgemein und die Corps speziell – für Freunde und Kritiker gleichermaßen.

Details zum Jahrbuch
„Zeuch‘ in fernes Land und denk‘ unsers Bunds hienieden!“

Der Abschied vom Studienort bewegte unsere akademischen Vorfahren weitaus mehr als uns heute, wusste man doch, dass es meist ein Abschied für immer war. Die damit verbundenen Emotionen gingen in zahlreiche Devotionalien, Verse, Lieder und Bilder ein. Martin Knof Hannoverae Göttingen hat uns aus seiner großen Sammlung die nachfolgende Graphik von Ludwig Riepenhausen (ca. 1815) mit der Beschriftung „Es ritten drei Reuter zum Thor hinaus – Ade!“ zur Verfügung gestellt. Bei Rolf-Wilhelm Brednich (Göttinger Stammbuchkupfer, Friedland 1997, S. 368) findet sich die Graphik als Nr. 724 mit der Beschreibung: „Ein stimmungsvolles Genre-Bild zum Auszug von Studierenden mit weinendem Mädchen, zeterndem Torschreiber, ängstlichem Wachsoldaten und verstörter Gänsemagd. Der Titel dieses Blattes ist eine Anspielung auf ein weit verbreitetes Volkslied; vgl. Erik Böhme II (Deutscher Liederhort), Nr. 756.“

Martin Knof fand den Kupferstich auch bei Otto Deneke (Göttinger Nebenstunden Nr. 16, Göttingen 1938) und Karl Konrad (Bilderkunde […] Mit einer Darstellung der Bonner Korporationsbilder von Dr. Hans Gerhardt, Bd. 1, 1931) sowie Konrad Nr. 338 Nr. 3 und c (!). Wilhelm Fabricius (DDC, 2. A., Frankfurt a.M. 1926, S. 129) zeigt eine weniger prägnante spiegelbildliche Version, „nach einer Lithographie gezeichnet von Eckert (1828)“. – Bei dem laut Brednich „zeternden Torschreiber“ links unten im Fenster könnte es sich um einen zornigen Kaufmann oder Gastwirt handeln, bei dem die eilig entschwindenden Herren Schulden hinterließen. Die „verstörte Gänsemagd“ versucht durchaus energisch, sie aufzuhalten. Der gesamte Ausritt bekommt damit fast den Charakter einer Flucht. Die Szene wird noch ein wenig dramatisiert durch drei offenbar bellende Hunde, die den Reitern hinterherlaufen.

Ganz im Fokus der Darstellung steht jedoch das „weinende Mädchen“ im Fenster des Obergeschosses, dem die Drei ihre letzten Blicke zuwenden, ja, dem der Hinterste sogar eine Kusshand zuwirft. Eindeutig trauert hier also eine verlassene Studentenliebe! „Ade, Feinsliebchen! Das schaute zum Fenster hinaus!“ heißt es ja wörtlich im Lied. Dessen Text ist seit mindestens 1774 unter anderem aus Zitaten bekannt, der Verfasser – sei er Student oder Handwerksbursche – blieb anonym.

Das zweite Beispiel fand Michaela Neubert (vgl. dieses Jahrbuch EuJ 69, S. 27, Abb. 7) als Zitat im Stammbuch Frhr. von Thon-Dittmer von 1823: „Zeuch in fremdes Land und denk‘ unsers Bunds hienieden“. Verfasser des Abschiedsliedes, aus dem es stammt, war der Hainbunddichter und Theologe Johann Martin Miller (Ulm 1750 – 1814), der 1770 – 1774 in Göttingen und 1774/75 in Leipzig studiert hatte. Den Text schrieb er 1773, die Melodie Friedrich Wilhelm Weiß 1775. Es gibt verschiedene Varianten. Zeitnah entstand die folgende Fassung in einer handschriftlichen Sammlung von „prosaisch und lyrischen Gedichten aus den besten Schriftstellern und Dichtern unserer Zeit / von Maria Magdalena Würflin, Anno 1779 den 27. Jenner“. Darin heißt es: „Studentenlied bey Abschied eines Freundes.

  • Traurig sehen wir uns an, achten nicht des Weines. / Jeder schlägt die Augen nieder, / Und der hohen Freudenlieder / schallet heute keines.
  • Drum, so soll ein Trauerlied, dir, o Freund, erschallen. / Trinket, jeder ihm zu Ehren / ach! und lasst der Trennung Zähren / in den Becher fallen.
  • Edel warest du und treu, fromm und deutsches Herzens. / Bleib es, Lieber! Edlen Seelen / kann’s an Freuden nirgends fehlen. / Und vergiß des Schmerzens.
  • Heilig war uns mancher Tag, mancher Abend heilig! / Freundschaft gab uns alles Gutes, / Freundschaft macht uns frohes Mutes, / ach, und schwand so eilig!
  • Zeuch in fernes Land und denk unsers Bunds hienieden! / Dort am Sternenhimmel Bester! / knüpft die Ewigkeit ihn fester. / Leb indeß in Frieden!
  • Nur noch eins zur guten Letzt, unserm Freund zu Ehren. / Heute sind wir noch vereinet. / Morgen, wenn die Stund erscheinet, / fließen unsre Zähren.“

Das Lied wird in Stammbüchern um 1800 gerne zitiert, ganz oder auszugsweise. Sein Text findet sich unter anderem auch im handgeschriebenen Liederbuch einer Variscia, einer Froschverbindung der Onoldia am Ansbacher Gymnasium in den Jahren 1826 und kurz darauf. Dieser Liedtext fehlt indessen in den damals gängigen Kommersbüchern.

Mitgliedschaft

Möchten Sie helfen, eine große Tradition in die Zukunft zu tragen?

Werden Sie Mitglied im Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung e.V.! Alle Damen und Herren, die sich für Hochschul- und Studentengeschichte interessieren, sind herzlich willkommen. Aber vielleicht liegt es Ihnen auch am Herzen, die große, seit dem Spätmittelalter bekannte Tradition der studentischen Gesellung zu fördern? Auch dann sind Sie hier an der besten Adresse! Die Mitgliedschaft ist nicht von der Zugehörigkeit zu einer Studentenverbindung oder einem bestimmten Korporationsverband abhängig.

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