Alte Landsmannschaften und Corps
Von den vergessenen Bündern des 19. Jahrhunderts waren einige nach Herkunft und Wirken ihrer Mitglieder nicht unbedeutend (1).
- Bonn
- Czernowitz
- Dorpat
- Göttingen
- Graz
- Heidelberg
- Helvetia (Freiburg, Göttingen, Heidelberg, München, Tübingen, Würzburg, Zürich)
- Innsbruck
- Lemberg
- Marburg
- Prag
- Tharandt
- Tübingen
- Wien
Bonn
Teutonia
Die Verbindung Teutonia wurde am 9. März 1844 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität gegründet. Sie erklärte sich am 12. Juli 1848 zur Burschenschaft. Am 7. Mai 1854 führte sie die unbedingte Satisfaktion ein. Sie erklärte sich am 9. Dezember 1867 zur Landsmannschaft und gehörte am 1. März 1868 zu den Begründern des Coburger Landsmannschafter-Convents, den sie am 9. März 1875 verließ. Am 23. April 1875 erfolgte die Erklärung zum Corps. Ein Teil der Alten Herren lehnte diese Umwandlung ab und bildete einen eigenen Altherrenverein. Teutonia renoncierte seit dem 6. Mai 1875 im SC zu Bonn und wurde am 29. Januar 1876 recipiert. Das Corps war 1876–1880, 1885–1888 und 1893–1898 suspendiert. Bei der Rekonstituierung am 28. April 1898 wurden die Aktiven der fortgesetzten Landsmannschaft nach deren Suspendierung übernommen (7).
1902 stellte Teutonia den Vorsitzenden des oKC. Wegen der Alliierten Rheinlandbesetzung war der aktive Betrieb 1918/19 eingestellt. In der NS-Zeit suspendierte Teutonia am 23. Oktober 1935. Mit Rhenania und Saxonia betreute Teutonia ab 1938 die Kameradschaft Yorck von Wartenburg. Der Altherrenverein wurde im Juli 1949 reaktiviert. Durch einen Freundschaftsvertrag übernahm Rheno-Guestphalia am 22. Dezember 1956 die Tradition und einige Alte Herren der Teutonia. Ein Traditionszimmer mit altem Mobiliar aus dem Bonner Corpshaus ist im Rheinwestfalenhaus eingerichtet. Seit dem 20. Mai 2001 ist Teutonia Bonn erloschen. – Bonner Teutonen sind Franz Adams d. J., Paul Bode, Gustav Eschborn, Ferdinand Foerster, Johann und Otto Froitzheim, Karl Gerhardt, Hermann Georg Jacobi, Hugo Jesse, Rudolf Klostermann, Werner Körte, Berthold Litzmann, Heinrich Oidtmann II, Hermann und Walter Pauly, Karl Seydel, Heinrich Wilhelm Siedentopf, Karl Veltman, Walter Wiederhold, Emil Ziegenmeyer, der DDR-Minister Wilhelm Feldmann und die Abgeordneten Ludwig v. Cuny, Peter Kloeppel und Louis Walther. Teutonias Farben waren dunkelgrün-feuerrot-gold mit goldener Perkussion. Getragen wurde ein dunkelgrüner Stürmer. Der Wahlspruch war Neminem time, neminem laede!
- AHV der Landsmannschaft Teutonia (Hg.): Teutonia Bonn 1844–1994, 1994.
Czernowitz
Austria (1875), Gothia (1876) und Alemannia (1877) waren Mitglieder im Melker Congress, der sich 1887 auflöste. Die drei Corps standen im Pauk- und Anstandsverhältnis mit Gasconia in Lemberg. Mit dem Schwarz-Gelb des Kaiserhauses und ihrem Namen konnte Austria nach dem Ersten Weltkrieg nicht rekonstituieren. Die wieder aufgemachten Bünder fochten mehr als vor dem Krieg. 1919 und 1920 wurden die Corps an den Hochschulen in Deutschösterreich, Böhmen und Mähren (Graz, Leoben, Wien, Prag, Brünn) in den Kösener SC-Verband aufgenommen. Die Czernowitzer Corps Alemannia und Gothia waren auf sich allein gestellt und hatten keine festgefügte Organisation wie der Melker Deputiertenconvent und der HKSCV. Gothia hatte seit 1924 kaum noch Nachwuchs und suspendierte 1926. Beim schweren Stand des Deutschtums hatte Alemannia 1923/24 ein „äußerst fruchtbares“ Pauk- und Verkehrsverhältnis mit den Burschenschaften Arminia und Teutonia geschlossen und mit Gothia die Aufnahme in den KSCV beantragt. Der oKC 1926 lehnte den Antrag ab. Die Czernowitzer Alemannia hatte auch nach dem Zweiten Weltkrieg viele gemeinsame Corpsbrüder mit Alemannia Wien und Frankonia Brünn, darunter Jonél Kalinczuk und Thaddäus v. Dobrowolski.
Dorpat
Im Russischen Kaiserreich entstanden Studentenorganisationen von Kolonisten in Odessa (1909) und St. Petersburg (1912). Eine herausragende Rolle bei der Ausbildung der ersten Akademiker der Schwarzmeerdeutschen, Wolgadeutschen, Kaukasiendeutschen und Wolhyniendeutschen spielte die Universität Dorpat. Seit Ende des 19. Jhs. verzeichnete sie eine wachsende Zahl an dort studierenden „Kolonistensöhnen“, was schließlich zur Bildung der einzigen „klassischen“ Studentenverbindung aus ihren Reihen in ganz Russland führte. Am 17. Februar 1908 riefen sechs Gründungsmitglieder den „Südländerverein Teutonia“ ins Leben. Einige Monate später, am 4. Dezember konstituierte sich der Verein als Korporation. Ihr Wahlspruch lautete: „Fest und treu“. Sie strebte nach Pflege und Wahrung des Deutschtums, Freundschaft und Geselligkeit, Sittlichkeit. Sie wollte das Nationalbewusstsein ihrer Landsleute wecken, Sprache und Kultur pflegen und sie für den „Dienst an Volk und Heimat“ vorbereiten. Am 9. April 1912 bestätigte der Minister des Inneren das Statut dieser Studentenverbindung. Die offizielle Aufnahme in den bereits bestehenden Zusammenschluss von Corps der Universität, den Chargierten-Convent, fand am 23. November 1912 statt. Von den 67 Mitgliedern der Teutonia kamen 18 aus Bessarabien, 23 aus anderen Schwarzmeerregionen, 11 aus dem Transkaukasus, 10 aus den Gouvernements Samara und Saratow, 4 aus Wolhynien und Podolien und einer aus Livland.
Anfang Juni 1915, mitten im Ersten Weltkrieg, wurde die Studentenverbindung aufgelöst. Nach der bürgerlichen Februarrevolution 1917 begannen die wenigen an der Universität verbliebenen Corpsbrüder mit dem Verbandsaufbau. Erst am 24. Februar 1918 teilten sie dem Vereinigten Convent mit, dass die Teutonia offiziell wieder existiert. Bei den gesellschaftlichen Umbrüchen, der Bildung eines unabhängigen estnischen Staates und seiner Abtrennung von Russland konnte die wiederbelebte Verbindung nur wenige Monate in Dorpat weiterwirken. Zu den Mitgliedern zählen der Erlanger Theologe Eduard Steinwand und der Literaturkritiker
Alexander Henning . Der Pfarrer Gustav Birth und der Chirurg Immanuel Koch (1887‒1942) kamen in russischen Straflagern ums Leben.
- Harald Seewann: Teutonia Dorpat/Tübingen – eine Verbindung deutscher studierender Kolonistensöhne aus Rußland (1908–1933). Einst und Jetzt, Bd. 34 (1989), S. 197–206.
- Eduard Steinwand, Arnulf Baumann: Die Kolonistenverbindung „Teutonia“ zu Dorpat. In: Jahrbuch der Deutschen aus Bessarabien. Heimatkalender 2013, S. 50‒53.
Göttingen
Bado-Württembergia
Neben einer zur selben Zeit genannten Helvetia war das Corps Bado-Württembergia in Göttingen die einzige Verbindung von Süddeutschen. Keines der bislang bekannten 27 Mitglieder war nördlich des Mains beheimatet. Im Internet finden sich Lebensbilder von Ferdinand Christoph von Degenfeld-Schonburg, Eli von Haber, Rudolf v. Hennin, Karl Eugen v. Hügel, Franz und Ludwig v. Jagemann, Adolf und August Marschall v. Bieberstein und Gustav Struve.
- Horst Bernhardi: Corps Bado-Württembergia zu Göttingen 1824 bis 1829. Einst und Jetzt, Sonderheft 1960, S. 28–35.
Hercynia
Die schwarze Verbindung Hercynia wurde am 8. Juni 1872 gegründet. Sie erklärte sich am 10. Januar 1874 als Landsmannschaft mit den Farben schwarz-grün-gold, schwarzer Mütze und im Sommersemester grünem Stürmer. Am 3. März 1874 im Coburger Landsmannschafter-Convent admittiert und am 17. Januar 1875 endgültig aufgenommen, verließ sie im August 1876 den LC. Hercynia erklärte sich noch im selben Monat zum Corps mit Änderung der Mützenfarbe in grün und Ablegung des Stürmers. Sie renoncierte seit dem 23. Oktober 1876 im Göttinger Senioren-Convent und wurde am 11. Dezember 1876 recipiert. Das Corps gehörte zum volatilen gelben Kreis. Am 9. Dezember 1922 nahm Hercynia die Alten Herren des kurzlebigen Corps Verdensia auf. Hercynia suspendierte am 24. Oktober 1935. Mit Teutonia stiftete sie am 4. November 1950 Teutonia-Hercynia im Magdeburger Kreis. – Hercynianer waren Hans Adler, Werner von Bargen, Wilhelm Bartsch, Wilhelm Bartsch, Ludwig von Buttlar, Wilhelm Denicke, Georg Diederichs, Rudolf Diederichs, Eduard Dietrich EM, Karl Domizlaff, Max Fesca, Hermann Kellermann EM, Eduard Knüppel, Theodor Kölliker, Werner Kyrieleis, Wilhelm Mielck, Carl Jasper Oelrichs, Carl Pietscher, Otto Richter, Ernst Roedelius, Otto Snell, Kurt Traenckner und Oskar Zeller.
Teutonia
Die Progressverbindung Teutonia wurde am 25. November 1848 von dem Revolutionär Wilhelm Pieper und anderen ausgetretenen Hannoveranern gestiftet (13). Sie erklärte sich am 15. Juni 1854 zum Corps und wurde am 4. Juli 1854 in den Göttinger SC recipiert. Mit den anderen Göttinger Corps beteiligte sie sich im Mai 1855 an der Gründung des KSCV. Nach wiederholten Suspendierungen wurde sie am 8. August 1881 auf Dauer verboten, als Hermann Kreth Bremensias Senior im Pistolenduell tödlich verwundet hatte. Die als Ersatz am 22. Mai 1882 gestiftete Borussia suspendierte nach drei Jahren. Teutonias noch bestehender Altherrenverein nahm am 11. Juli 1886 die Mitglieder der Borussia auf. Anfang November 1914 wurde die Universität durch Kabinettsordre angewiesen, das Verbot der Teutonia aufzuheben. 1920 für drei Monate und am 6. Oktober 1935 endgültig suspendiert, stiftete Teutonia mit Hercynia am 4. November 1950 die Teutonia-Hercynia. – Teutonen waren Julius Bergmann, Friedrich Boedecker, Oscar Döring, Emil Ehrich, Leopold Heldmann, Günther Jansen, Hermann Kreth, Hermann Langenbeck, Philipp Meyer, Hermann Meyer-Burgdorff, Hugo Pernice, Hugo Pfafferott, Gustav Roch, Berent Schwineköper, Alexander Sostmann (Stifter), Oskar Stavenhagen, Rudolf Tesmann, Carl Wehmer, Herbert Weyher, Julius Winter und Gerrit Winter.
Vandalia
Vandalia Göttingen (1806–1837) war das Corps der Mecklenburger an der Georg-August-Universität. Die Farben waren zunächst rot-gold ohne Perkussion, dann schmalgold-breitrot-schmalgold mit roter Perkussion. Gollasch Hannoverae erforscht den beträchtlichen Mitgliederbestand dieser Landsmannschaft. In der Wikipedia sind Biogramme zu Barthold Johann von Bassewitz, Hartwig Julius Ludwig von Both, Gustav Brückner, Peter Friedrich Rudolf Faull, Adolf Giesebrecht, Johann Heinrich Adolf Goetze, Carl Griewank, Karl Groddeck, Christian Krauel, Carl Peter Johann von Le Fort, Johann Christian Jeremias Martini, Gottlieb Matthias Carl Masch, Carl von Oertzen, Gottlieb Schnelle, Samuel Friedrich Schumann, Heinrich Kurt Stever und Ludwig August Leonhard von Wickede.
- Franz Stadtmüller: Die Göttinger Vandalia und ihre Tochterverbindungen sowie einigen Bemerkungen zur Entstehung der Vandalenfarben. Einst und Jetzt, Bd. 4 (1959), S. 106 ff.
- Erich Bauer, Friedrich August Pietzsch: Kritisches zur Anfangsgeschichte der Göttinger und Heidelberger Vandalia. Einst und Jetzt, Bd. 10 (1965), S. 108–124
- Franz Stadtmüller: Ergänzungen zum Corpsbestand der Vandalia Göttingen. Einst und Jetzt, Bd. 12 (1967), S. 92–95
- Walter Richter: Die Landsmannschaft der Mecklenburger im 18. Jahrhundert. Einst und Jetzt, Bd. 20 (1975), S. 7–32
- Herbert Kater: Pfeifenkopf der Vandalia Göttingen 1811–1813. Einst und Jetzt, Bd. 31 (1986), S. 209–211
- Hans Peter Hümmer, Michaela Neubert: Spurensuche zur Jenaer und Göttinger Vandalia im Stammbuch (1812–1816) Adolph Goetze aus Neustrelitz. Einst und Jetzt, Bd. 60 (2015), S. 67–128
Verdensia
Noch lange nach dem Progress spiegelte Verdensia die liberal-konservativen Konflikte des 19. Jahrhunderts wider. Manche Bünder im Coburger Landsmannschafter Convent wurden gleichzeitig oder auf Dauer Corps im KSCV oder im WSC. Manche Corps wurden wieder Landsmannschaften, so auch Teutonia Bonn und Verdensia. Verdensia war von Abiturienten des nachmaligen Domgymnasiums Verden am 8. März 1860 als schwarze Verbindung in Göttingen gegründet worden. Das Wappen referenzierte das frühere Bistum Verden. Der Bund wollte weder Corps noch Progressverbindung sein. Im November 1864 zur Landsmannschaft umgewandelt, fehlte es ihm nach dem Deutsch-Französischen Krieg wie den meisten Korporationen an Nachwuchs; denn viele Abiturienten wurden jetzt Offiziere und die Altherrensöhne waren zu jung. Außerdem waren die 14 Korporationen in der 1868 gegründeten Deutschen Landsmannschaft zerstritten. Da die Corps im Deutschen Kaiserreich den Ton angaben und der Kösener SC-Verband aufblühte, beschlossen die Aktiven der Verdensia am 1. August 1876, aus dem Landsmannschafterverband auszutreten und Corps zu werden. Am 4. Dezember 1876 wurde der Bund in den Göttinger Senioren-Convent recipiert. Die Farben waren schwarz-weiß-schwarz. Aus Nachwuchsmangel musste Verdensia am 17. Oktober 1880 suspendieren (2). Zu den insgesamt 81 Mitgliedern des Corps gehörten Ludwig v. Buttlar, Wilhelm Denicke, August Egbert v. Derschau, Theodor Kölliker, Joseph König, Carl Jesper Oelrichs, Otto Richter und Karl Tümpel.
- Herbert Kater: Die Verdensia zu Göttingen (schwarze Verbindung vom 8.3.1860 bis 1864, Landsmannschaft von 1864 bis 1.8.1876, Corps vom 1.8.1876 bis 17.10.1880). Einst und Jetzt, Bd. 13 (1968), S. 99–107.
- Kurt Spormann: Das Kösener Corps Verdensia. Einst und Jetzt, Bd. 44 (1999), S. 113–115.
Graz
Gothia I
Wahlspruch als Germania: Seid einig, einig, einig; als Gothia: Dem Freund den vollen Becher, dem Feind das Schwert als Rächer.
Waffenspruch: Gladius ultor noster.
Am 31. Oktober 1861 (Weber: 11. November 1861) als akademische Verbindung Germania gegründet. Farben karmesinrot-schwarz-weiss, Rote Mütze. 17. Juni 1862 zum akad. Corps erklärt. 23. Oktober 1864 nimmt den Namen Gothia an. 3. Dezember 1866 (nach dem Deutschen Krieg) suspendiert. Lediglich ein Gote trat zu Gothia II über.
- Fritz Gräfenstein – Beiträge zur Geschichte der Steirischen Corps S. 2
- Weber – Grazer Couleurgeschichte S. 1 f.
Gothia II
Am 10. Juni 1873 gründete sich die akademische Verbindung Gothia mit unbedingter Satisfaktion, den Farben schwarz-weiß-rot und roten Mützen. Sie nahm bereits am 2. November 1873 das Corpsprinzip an und wurde als akademischen Corps Gothia II das vierte Corps an den Grazer Hochschulen (neben Teutonia, Joannea und Norica). Auch hier sind Name und Farben ein Beweis, dass die Wiederherstellung der alten Gothia (I) beabsichtigt war; diesbezügliche Verhandlungen mit den Alten Herren dieses Corps führten jedoch zu keinen Resultaten. Lediglich ein Mitglied der Gothia I, der Gründungssenior Ludwig Gabriel, schloss sich 1879 der Gothia II als Ehrenbursch an und beteiligte sich 1894 auch an der Gründung des Corps Vandalia. Am 27. November 1874 schloss Gothia II mit Teutonia den Grazer akad. S.C. ab. Mit Teutonia und Joannea schloss sich Gothia II am 15. Dezember 1874 dem I. Linzer Delegierten-Convent der österreichischen Corps an. Norica blieb ihm fern. Gothia II wurde am 3. Mai 1875 behördlich aufgelöst, machte jedoch am 6. November 1975 als Corps Vandalia mit den Farben gold-weiß-rot und roter Mütze wieder auf. Am 22. Juni 1876 nahm man wieder die früheren Farben und den früheren Namen an. Gothia II musste im S.S. 1878 suspendieren, konnte jedoch im W.S. 1879/80 rekonstituieren, diesmal jedoch mit den Farben hellrot-dunkelrot-weiß. Im W.S. 1881/82 suspendierte die Gothia II ein letztes Mal, zu diesem Zeitpunkt mit den Farben schwarz-weiß-rot. 1898 löste sie sich endgültig auf. Viele Alte Herren der Gothia II beteiligten sich an der Gründung des Grazer Corps Vandalia und in den nachfolgenden Jahren erhielten noch einige Mitglieder das Vandalenband. Das dunkle Rot im Band der Vandalenmütze, das „Gothenrot“, welches sich vom hellen Rot der Mütze und des Bandes unterscheidet, erinnert noch heute an den Bezug Vandalias zur Gothia II.
- Fritz Gräfenstein – Beiträge zur Geschichte der Steirischen Corps S. 9.
- Beiträge zur 100jährigen Geschichte des akad. Corps Vandalia zu Graz S. 24
- Weber – Grazer Couleurgeschichte S. 10.
Norica
Wahlspruch: Dem Freund die Brust, dem Feind die Stirn.
Waffenspruch: Gladius ultor noster.
Am 28. Oktober 1868 wurde die technische Verbindung mit unbedingter Satisfaktion „Norica“ mit den Farben schwarz-weiß-blau gegründet und schwarzen Mützen. Fuchsenfarben waren blau-weiß-blau (seit 29.01.1880 schwarz-blau auf Silber). Dass die Norica die Farben des aufgelösten Corps Franconia annahm ist kein Zufall, es wurde zunächst tatsöchlich die Rekonstitution dieses Corps geplant. Bereits am 02.01.1869 konstituierte sich Norica als techn.-akad. Corps. Kurz darauf wurde ein Kartell mit dem Corps Franconia Wien abgeschlossen und Norica hielt sich ganz im Fahrwasser der Universitätsverbindungen, was alsbald zu Differenzen mit der Joannea führte. Mit dem 16.10.1869 wurde die Mützenfarbe zu blau geändert. Am 06.11.1872 reaktivierte der erste Senior und Ehrensenior der Norcia Robert Drasch mit einigen anderen Noricanern das Corps Montania in Leoben, nachdem er an die Bergakademie in Leoben gewechselt hatte. Am 3. Mai 1875 wurde die Norica behördlich aufgelöst; sie rekonstituierte aber am 16.01.1876 mit alten Farben und blauer Mütze. Am 18. Juni 1877 wurde ein Kartell mit Montania Leoben und Cimbria Wien abgeschlossen. Im S.S. 1886 wurde die Norica suspendiert. Der Altherrenverband bestand jedoch weiter und es wurden noch viele Stiftungsfeste gefeiert (bis 1928 zum 60. Stiftungsfest fotografisch belegt). Am Generalconvent der Montanen 1925 wurde beschlossen, dass die AH der Norica nach dem seinerzeit mit Montania abgeschlossenen Kompromiss das Recht hätten, das Montanenband zu tragen.
- Fritz Gräfenstein, Beiträge zur Geschichte der Steirischen Corps, S. 8
- Weber, Grazer Couleurgeschichte, S. 9.
- Geschichte des Corps Montania zu Leoben, S. 38 f., S. 100.
- Harald Seewann, Das Corps Cimbria Wien, S. 31.
Heidelberg
Guestphalia
Von den untergegangenen Corps ist Guestphalia Heidelberg das bedeutendste. Marchia Halle (1838–1866) und Silber-Litthuania (1848–1866) wurden bei weitem nicht so alt. Guestphalia Heidelberg wurde 1816–1818 unter großen politischen Schwierigkeiten von norddeutschen Studenten gestiftet. Vergessen ist, dass 1848 neben Vandalia auch Guestphalia die Gründung des KSCV betrieb. Mit dem Vandalen Friedrich von Klinggräff leitete der Westfale Konstantin v. Sileon den Gründungscongress in Jena. 1892 war Guestphalia das präsidierende Vorortcorps. Zurückgezogen und ganz nach innen gekehrt, stand sie für das „alte“ Preußen. In seinen 116 Jahren gewann das Corps 1156 Mitglieder. Aus Nachwuchsmangel suspendierte es im Wintersemester 1934/35. Die Altherrenvereinigung blieb bestehen und förderte später wie die anderen Heidelberger Corps die SC-Kameradschaft „Axel Schaffeld“. Bei Beginn des Luftkriegs lagerte der AHV das Archiv in Heidelbergs Umland aus. Bittere Tragik ist es, dass es dort verbrannte, während das Corpshaus den Weltkrieg unbeschadet überstand. Durch die Fusion mit Vandalia Heidelberg kam Guestphalia ins Hintertreffen. Der Verein Heidelberger Westfalen e. V. erklärte zum 31. Dezember 1964 seinen Austritt aus dem Verband Alter Corpsstudenten. Viele Westfalen lebten an der Saar; der bekannteste war Hermann Röchling (1872–1955). Die Prager Franken in Saarbrücken verliehen den im Saarland lebenden alten Westfalen das Band (Herzog I schon 1964, v. Lautz und v. Tempelhoff 1972). Der corpsstudentischen Erinnerung ist Guestphalia Heidelberg weitgehend entfallen.
Helvetias
Vom Ende des Spätmittelalters bis zur Gründung der Universität Zürich (1833) und der Universität Bern (1834) gab es in der deutschsprachigen Schweiz nur die 1460 gegründete Universität Basel. Daher studierten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Schweizer an deutschen Universitäten. Mit dem Aufkommen der Corpslandsmannschaften an den deutschen Universitäten schlossen sich die Schweizer Studenten in eigenen Corpslandsmannschaften zusammen. Mit dem Namen Helvetia waren sie Mitglieder der Senioren-Convente in Freiburg, Göttingen, Heidelberg, München, Tübingen, Würzburg und Zürich. Grub Saxoniae Berlin, Marchiae Brünn hat in der Wikipedia eine aufschlussreiche Liste von Mitgliedern der Corps Helvetia geschrieben.
- Max Richter: Helvetia München 1829–1831. Einst und Jetzt, Bd. 14 (1969), S. 98–109.
- Max Richter: Helvetia und Alt-Helvetia – Neu-Helvetia und Landsmannschaft Helvetia, alle in München [1848–1854]. Einst und Jetzt, Bd. 16 (1971), S. 145–146.
- Max Richter: Das Corps Helvetia IV zu Freiburg i. Br., 1839–1844. Einst und Jetzt, Bd. 18 (1973), S. 132–141.
- Max Richter: Constitution der Helvetia Tübingen (1814). Einst und Jetzt, Sonderheft 1983, S. 181–186
- Rainer Assmann: Helvetia (II) Tübingen 1821/22. Einst und Jetzt, Bd. 35 (1990), S. 167–169.
- Samuel Mühlberg: Die Landsmannschaft Helvetia II Würzburg und ihr Stifter Samuel Schindler aus Glarus [1820–1824]. Einst und Jetzt, Bd. 48 (2003), S. 147–152.
Grün-Helvetia
Die turbulente Geschichte von Grün-Helvetia Zürich im KSCV endete 1885 nach sieben Jahren. Einen Einblick in das Fechtleben der Grün-Helvetia gibt Samuel Mühlberg (14).
Während die bunte Vielzahl von schweizerischen Studenten- und Pennalverbindungen kaum zu übersehen ist, sind Corps in der Schweiz nie heimisch geworden: Alamannia Basel 1869–1878, Rhenania Bern 1870–1880. Die 1850 gegründete Tigurinia war 1870–1873, 1882–1884, 1914–1918 und 1923–1927 suspendiert. Sie rekonstituierte 1928 in Köln und endete 1931. Die 2007 gestiftete Tigurinia II ist heute das einzige Corps in der Schweiz.
Innsbruck
Südtiroler waren bei Rhaetia und Athesia fast gleich stark vertreten. Die meisten gingen zu Gothia, Innsbrucks jüngstem Corps. Sie kamen vor allem aus Meran. Südtiroler wurden auch noch nach 1950 in großer Zahl bei Gothia aktiv, bei Rhaetia und Athesia gar nicht. Athesia ließe sich als Corps der Bozner bezeichnen. Entstanden war sie aus der Tafelrunde „Bozner Vergißmeinnicht“. Couleur und Comment kamen erst mit Studenten nach Innsbruck, die in Deutschland bei einem Corps aktiv gewesen waren. Dazu zählen Graf Anton von Arco-Valley Rhenaniae Freiburg, Ludwig Ritter von Barth Franconiae München und August von Druffel, einer der Stifter der Rhaetia, dessen Vater bei einem Göttinger Corps aktiv gewesen war.
Chinesia
Benannt nach ihrer Zentralfigur, Ferdinand Ritter von Sammern, betraten die „Sammernianer“ am 1. April 1859 die Innsbrucker Bühne. Als Abspaltung von ihnen entstand das Corps Chinesia. Dass die meisten Sammernianer wohl für die Corpswerdung waren, andere eher burschenschaftliche Neigungen hatten, ließ den Bund zerbrechen. Der Name geht auf die 30 cm große Terrakottafigur eines sitzenden Chinesen zurück. Sie diente der Tafelrunde als auffällige Tischkasse und als Symbol und Namensgeber. Die drei Kneipgesellschaften Teutonia, Duodecia (mit 12 Mitgliedern) und die spätere Chinesia führten anfangs weder Band noch Zirkel. Chinesia nahm später die Farben rot-weiß-rot an. Maßgeblich betrieb sie die Aufstellung der Studentenkompanie, die 1859 an die Italienfront im Zweiten Italienischen Unabhängigkeitskrieg zog. Aus dieser Kompanie heraus konstituierte sich im Dezember 1859 die Verbindung Rhaetia. Mit grün-weiß-grün führte sie die Fahnenfarben der Kompanie. Am 2. Februar 1862 erklärte sich Rhaetia zum Corps.
Chinesias Mitglieder:
1859: Dr. iur. Joseph Schiestl, Advokat (1836–1904), Anton Desaler, Doktorand der Rechte (1836–1859), Engelbert Kirchebner, Bezirks-Commissär (1834–1898), Dr. iur. Johann Oberhuber, Advokat (1833–1891), Dr. iur. Ignaz Huber, Advokat (1834–1904), Dr. iur. Peter Walde sp. Rhaetiae, Advokat (1839–1914), Dr. iur. Dominikus Müller, Advokat (1832–1885), Dr. iur. Johann Desaler, Advokat (1838–1895), Eduard Parathoner (* 1836), Johann Neurauther, Dr. iur. Theodor Payr, Advokat (1837–1875), Dr. iur. Franz Parathoner, Advokat (1836–1895), Dr. iur. Josef Wedl, Advokat (1835–1901), Josef Heim, Redakteur (1836–1902), Dr. iur. Alois Vill, Advokat (1838–1914), Dr. iur. Joseph Plattner, Advokat (1837–1892), Joseph Schwarz, Pfarrvikar (1837–1911). 1860: Dr. iur. Arthur Graf von Enzenberg sp. Rhaetiae, Sektionschef (1841–1925), Dr. iur. Benedikt von Klebelsberg (1838–1866), Dr. iur. Eduard Freiherr von Anderlan, Sektionschef (1839–1912), Ludolf Purtscher, Privatbeamter (1840–1909), Dr. iur. Georg Fulterer, Advokat (1838–1900), Karl Sonvico, Notar (1841–1928), Dr. phil. Viktor Ebner Ritter von Rofenstein sp. Burschenschaft Hannovera Göttingen, sp. Rhaetiae, Univ.-Professor (1842–1925). 1861: Franz Gerzer, Doktorand der Rechte († 1863). 1862: Dr. iur. Josef Kieser sp. Athesiae, Advokaturs-Kandidat (1841–1879), Paul von Mayrl sp. Athesiae,Handelskammer-Sekretär (1840–1897), Hugo Platter sp. Rhaetiae, Bürgerschullehrer (1841–1908), Dr. iur. Heinrich Kammerlander, Advokat (1840–1883). 1863: Dr. phil. Peter Rella sp. Athesiae, Oberrealschuldirektor (1843–1896), Johann Paul Kehl, Notar (1834–1912), Dr. iur. Karl Gebhardt, Notar (1840–1905), Ferdinand Diechtl, Handelsschuldirektor (1840–1868).
Lemberg
Dass in Galiziens Hauptstadt bis zum Ersten Weltkrieg die Corps Leopolia und Gasconia bestanden haben, ist längst in Vergessenheit geraten. Sie waren deutschsprachige Ableger der Czernowitzer Corps und hatten mit dem KSCV nichts zu tun. Trotz weniger Mitglieder hatten sie entscheidende Bedeutung für die Entwicklung des Korporationswesens an der 1866 polonisierten Universitas Leopolensis. Der Wiener CVer Gregor Gatscher-Riedel hat „Korporationsarchäologie“ betrieben und die Umrisse der verschütteten Bünder durch die Schichten der Zeit freigelegt.
- Gregor Gatscher-Riedel: Erloschenes Corpsstudententum in Lemberg. Spuren der Corps „Leopolia” und „Gasconia“ in der polnischen Presse. Einst und Jetzt, Band 67 (2022).
Marburg
Hassia
Hassia wurde am 23. Juni 1807 durch Mitglieder der Landsmannschaft Lahnania mit den Farben schwarz-grün-rot und dem Wahlspruch Virtus et honos fortificant circulum gestiftet. Ab 1824 oder 1822 führte sie die Farben grün-weiß-rot bei grünen Mützen. Nachdem einige Mitglieder wegen Streitigkeiten ausgetreten waren und am 29. November 1837 eine neue, sehr kurzlebige Marcomannia gestiftet hatten, löste Hassia sich am Ende des Wintersemesters 1837/38 auf. Sie wurde am 27. Mai 1838 erneuert. Bei Streitereien, Satisfaktionsverweigerungen und Prügeleien auf dem Markt riss der frühere Hessensenior dem Teutonensenior den Bart aus. Deshalb musste auch Hassia sich Anfang 1839 auflösen. Nach den Kösener Corpslisten 1930 hatte sie bis dahin 601 Mitglieder. Zur 300-Jahr-Feier der Philipps-Universität hatte Hassia mit 46 Paaren und 16 Adjutanten mehr Vertreter gestellt als Teutonia, Lahnania und Hanovia zusammen. Als nach den Teutonen auch die Hessen am 15. Juli 1839 wieder aufmachten, änderten beide eine ihrer Farben. Teutonia kehrte zu blau-rot-gold zurück. Hassia fügte ihrem Namen „Nassovia“ hinzu und wählte die Farben dunkelgrün-weiß-dunkelblau mit Silberperkussion. Das war eine Zusammensetzung der alten Farben der Hessen und der Göttinger Nassauer. Der landsmannschaftliche Charakter der Corps war damals noch so stark, dass der Zusatz „Nassovia“ den Übertritt von Teutonen bewirkte, die aus dem Herzogtum Nassau stammten. So ist der 15. Juli 1839 das Stiftungsdatum der Hasso-Nassovia; der Zusatz Nassovia verdeckt aber ihre Geschichte als unmittelbare Fortsetzung der alten Hassia.
- Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 92.
- Fritz Groos: Die 4 Hassia zu Marburg, Göttingen, Gießen und Heidelberg, ihre Zusammenhänge und ihre Geschichte. Einst und Jetzt, Bd. 3 (1958), S. 103
Schaumburgia
Am 21. August 1831 als Guestphalo-Schaumburgia gestiftet, hatte das Corps in seinen sieben Semestern knapp 40 Mitglieder. Die Farben waren blau-weiß-schwarz. Wohl beim 1. Stiftungsfest erfolgte die Umbenennung in Schaumburgia. Wahrscheinlich im Wintersemester 1833/34 wurden die Farben in blau-rot-schwarz geändert. Als der Nachwuchs zurückging und der Druck der Mainzer Zentraluntersuchungskommission zunahm, suspendierte Schaumburgia im Mai 1834. Unter den Mitgliedern waren die Abgeordneten Friedrich Oetker und Eduard Wiegand, Hannovers Ministerpräsident Alexander Frhr. v. Münchhausen und Franz Frhr. v. Dingelstedt, der „sein lebelang Student blieb“.
- Herbert Kater: Das Corps Schaumburgia zu Marburg 1831–1834. Zur Erinnerung an Franz von Dingelstedt Schaumburgiae, den Dichter des Weserliedes. Einst und Jetzt, Bd. 8 (1963), S. 5–35.
Prag
Die ersten Studentenverbindungen in Prag entstanden nach dem Schillerfest 1859. In ihnen sammelten sich die deutschen Studenten des Prager Polytechnikums und der Karls-Universität. Bei den Tschechen verhasst, standen die Verbindungen nach dem Deutschen Krieg auf verlorenem Posten. Erst nach der Gründung des Deutschen Reiches bildeten Suevia und Frankonia einen technischen Senioren-Convent. Zu Corps umgewandelt, bildeten Austria und Moldavia mit Cheruskia und Albia den akademischen SC. Nach dem Zusammenschluss mit dem technischen SC bestand der Prager Allgemeine SC aus vier akademischen und drei technischen Corps. Er umfasste die Mehrzahl der farbentragenden Studenten an beiden Hochschulen und beanspruchte die Führung der Studentenschaft (9,10).
Moldavia
Moldavia entstand als Verbindung Hilaria am 1. November 1860 aus der egerländischen Tischgesellschaft „Kleeblatt“. Die Farben waren schwarz-weiß-blau. Später in Frankonia umbenannt, verschmolz sie im Sommersemester 1861 mit der akademischen Verbindung Arminia (schwarz-weiß-grün) zur akademischen Verbindung Franko-Arminia. Die Farben waren schwarz-weiß-grün, die Mütze schwarz. Im Sommer 1862 zum Corps Moldavia umgewandelt, hatte sie die Farben schwarz-weiß-grün mit grüner Mütze. Zwei Jahre später suspendierte sie. Moldauer waren Emil Guntermann, Josef Ritter v. Höfler, Johann Kiemann, Josef Tschan und der Böhmische Landtagsabgeordnete Julius Zuleger (6).
- Adolf Siegl: Die suspendierten Corps des Prager SC, I. Das Corps Moldavia I (1861). Einst und Jetzt, Bd. 18 (1973), S. 202–203.
Rugia
Am 9. November 1859, vier Monate nach dem Prager Schillerfest, ging Rugia als Tischgesellschaft Tabula rotunda aus dem Herzogtum Lichtenhain (gestiftet im Sommer 1859) hervor. Die Umwandlung zur Verbindung Rugia erfolgte am 15. März 1860, zum Corps Rugia im Frühjahr 1862. Die Corpsfarben waren schwarz-weiß-rot. Der Wahlspruch war Stante unione virebo! Rugia stand mit Herulia Wien im Kartell. Nach dem Deutschen Krieg musste Rugia 1867 suspendieren. Mitglieder waren Horaz Krasnopolski, August Pleschner v. Eichstett und Otto Polak (4).
- Adolf Siegl: Die suspendierten Corps des Prager SC, II. Das Corps Rugia. Einst und Jetzt, Bd. 19 (1974), S. 222–223.
Teutonia
Teutonia wurde am 12. Januar 1861 als Verbindung gestiftet. Die Farben waren schwarz-gold-blau, die Seidenmütze weiß. Der Wahlspruch war amicitia, virtus, scientia! Die Umwandlung zum Corps erfolgte am 18. Mai 1864, die Suspension fünf Jahre später. Zu den Mitgliedern zählen der Pathologe Philipp Knoll, der Historiker Julius Lippert und der Eisenbahnminister Ludwig Wrba.
- Adolf Siegl: Die suspendierten Corps des Prager SC, III. Das Corps Teutonia (1861–1869). Einst und Jetzt, Bd. 21 (1976), S. 134–136.
Tharandt
Hercynia
Die suspendierten Tharandter SC-Corps Hubertia und Saxonia fusionierten am 9. Mai 1932 zum Corps Hercynia Tharandt. Als ältestes SC-Corps hatte Silvania erst am 28. April 1932 von der beabsichtigten Fusion erfahren. Das halboffizielle Angebot, ebenfalls in das neu entstandene Corps Hercynia einzutreten, wurde sowohl von der Altherrenschaft als auch von den Aktiven unter der Führung von Eberhard von Breitenbuch kategorisch abgelehnt. Mit den Farben tannengrün-weiß-schwarz auf silberner Perkussion wurde Hercynia am selben Tag in den SC recipiert. Die Alten Herren beider Corps wurden ebenfalls am selben Tag aufgenommen. Nach der Auflösung des HKSCV am 28. September 1935 suspendierte Hercynia am Oktober 1935. Sie betreute seit 1938 mit Silvania und der Tischgesellschaft auf dem Burgkeller (WS 1883/84) die Kameradschaft „Hermann Löns“. Hercynia reaktivierte am 7. November 1949 den Altherrenverein und schloss 1952 ein Freundschaftsverhältnis mit Hubertia München. Am 2. Juni 1956 wurde in Würzburg die Auflösung des Traditionsbundes AHC Hercynia beschlossen. Beim 112. Stiftungsfest der Hubertia München 1956 erhielten 51 Tharandter Hercynen das Hubertenband. Seit 2006 ist Hercynia Tharandt erloschen. Nach den Kösener Corpslisten 1960 hatte das Corps 205 Mitglieder, fast ausnahmslos Forstmeister in staatlichen oder fürstlichen Diensten. Land- oder Oberlandforstmeister waren Anton Bermann, Robert Bernhard, Hermann Binder, Kurt Fritzsche, Fritz v. Götz, Eberhard Kirchner, Johannes Langner, Johannes Naumann und Martin Reinhold. Hochschullehrer waren Robert Bernhard, Arno Groß, Erhart Melzer und Erich Zieger. Wie das befreundete Pépinière-Corps Saxonia an der Königlich Preußischen Forstakademie Hannoversch Münden war Hercynia zu jung und im Mitgliederbestand zu alt, um die Zeit des Nationalsozialismus und die Deutsche Teilung zu überstehen.
Tübingen
Guestphalia
Nach Bauer soll die Guestphalia I (1831–1832) eine Abspaltung der Burschenschaft Concordia sein – nicht zu verwechseln mit der Commentburschenschaft, aus der 1831 die heutige Suevia (IV) hervorgegangen ist. Zur ersten Guestphalia gehörte der Landtagsabgeordnete Adolf Hirzel.
Die Guestphalia II ist nach Bauer und Schmidgall am 12. August 1836 aus der burschenschaftlichen Verbindung Giovannia heraus gestiftet worden, so auch von dem württembergischen Reichstagsabgeordneten Sigmund Schott. Sie hieß auch „Robert Mayers Genieklub“, weil außer Schott noch drei von elf Stiftern in der Allgemeinen Deutschen Biographie enthalten sind: der Nervenarzt Wilhelm Griesinger, der Arzt und Naturforscher Robert Mayer und der Arzt und Entomologe Carl Wunderlich. Tübser Westfalen waren auch die Landtagsabgeordneten Ludwig von Schwandner und Karl Planck (1819–1878), der Oberamtmann Karl Schnitzler, der Reichstagsabgeordnete Gustav von Bühler und der Regierungspräsident Karl von Luz, Erwin Rommels Großvater mütterlicherseits. Nach 16 wechselvollen Jahren ging der Bund am 24. Februar 1852 an Nachwuchsmangel ein. Jüngere Tübser Preußen wollten ihn wieder aufmachen, scheiterten aber am Widerstand älterer Corpsbrüder.
- Erich Bauer: Die Guestphalia I und II zu Tübingen. Einst und Jetzt, Bd. 17 (1972), S. 53–65.
- Rainer Assmann: Wappen der Guestphalia Tübingen. Aquarell 40 x 40 cm, um 1840, gerahmt Eiche 1883. Einst und Jetzt, Bd. 42 (1997), S. 159–161.
Transsylvania
Transsylvania war das Corps der Siebenbürger Sachsen in Tübingen. Ab 1856 nahm sie auch Nichtlandsleute, insbesondere Norddeutsche auf. Seit dem 11. Februar 1856 im Paukverhältnis mit dem Tübinger SC, wurde sie mit 8 Burschen und 5 Renoncen am 1. Februar 1857 als vollwertiges Mitglied aufgenommen. Zu den Mitgliedern zählen Moritz Guist, Ludwig Korodi, Johann Teutsch, Emil von Trauschenfels († 1911). „Infolge rücksichtsloser Behandlung vom Universitätsamt aus“ verließen alle Transsylvanen Tübingen. Der SC gab ihnen ein Comitat. Vier gingen zu Baruthia, zwei zu Rhenania Würzburg. Die später nach Tübingen kommenden Siebenbürger verteilten sich auf die Verbindungen. Die meisten gingen zu Rhenania, einige auch zu Franconia. Die ersten 17 und 5 weitere von 32 bekannten Transsylvanen studierten Theologie.
- Georg Schmidgall: Das Corps Transsylvania zu Tübingen (1855–1857). Einst und Jetzt, Bd. 13 (1968), S. 132–137.
Würtembergia
Keine 3 Wochen nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde Würtembergia in Tübingen gestiftet: „Der hohe Geist der Freyheit und des Gemeinsinnes, der sich in diesen Jahren so groß und mächtig, besonders aber in unserem Vaterlande erhob, wekte auch in Würtembergs studierenden Söhnen den heißen Wunsch, das Joch, welches die eigenthümlichen Verhältniße des Burschenstandes ihnen bisher auferlegte, mit starker Hand zu zertrümmern, und an dem Rechte der Herrschaft, welches die bis jetzt bestehenden Corps auf der Universität dem Herkommen gemäß übten, theilzunehmen, und nicht länger zu dulden, daß Nichteinheimische ihnen im Vaterland Gesetze vorschreiben. Voll dieses Sinnes traten dann Wir zusammen, boten uns die Hände zur Eintracht und Kraft, und so entstand nun der Bund Würtembergs und stellte sich den anderen Verbindungen mit dem Wahlspruch: Mein Gott, Mein Vaterland, Mein Schwert kühn entgegen, einem Wahlspruch, der jedem Würtemberger den hohen Zwek andeuten möge, für den er gebohren.“ Zu finden sind die Abgeordneten Friedrich Habermaas und Franz von Zwerger und der Chirurg Johannes Palm.
- Rainer Assmann: Würtembergia 1815. Einst und Jetzt, Sonderheft 1983, S. 199–205.
Wien
Cimbria
Hörer des Wiener Polytechnikums (1872 TH Wien) und der Handelsakademie stifteten am 28. Februar 1870 die progressistische „technisch-kommerzielle Verbindung Cymberia“. Anfangs führte sie die Farben schwarz-rot-gold auf schwarzer Einfassung. Der Wahlspruch war „Froh und frei, kühn und treu!“ Erstrebt wurden brüderlicher Zusammenhalt, Stärkung des Charakters und Pflege deutscher Gesinnung. Mit der Konservativerklärung (1872) wechselte die Mützenfarbe von schwarz auf rosa mit schwarzem Vorstoß. Im Oktober 1873 übersiedelte Cimbria an die aufgestockte Handelshochschule. Sie legte im März 1874 das völkische Prinzip ab und lebte nach corpsstudentischen Leitlinien. Bei den unerfüllten Nachwuchserwartungen kehrten Cimbria und Danubia 1875 als technisch-academische Corps an die TH Wien zurück. Cimbria schloss Kartelle mit Montania Leoben (und Norica Graz) und Suevia Prag. Im Januar 1877 bestand der Wiener Deputierten-Convent aus Saxonia, Alemannia und Cimbria. Im selben Monat gegründet wurde der Deutsch-österreichische Leseverein der Wiener Hochschulen, der Mittelpunkt der großösterreichisch gesinnten Studentenschaft. Cimbrias Senior Rudolf Schmidt wurde in den Vereinsausschuss gewählt. Zum Gründungskommers in den Sofiensälen wurden Vertreter entsandt von den Corps Alemanna, Cimbria, Danubia und Saxonia, von den Landsmannschaften Bruna, Bukowina, Markomannia und Posonia und vom Verein Cremsiria. Cimbria allein bildete im Juni 1877 den technischen, Alemannia, Danubia und Saxonia den akademischen SC, dem im April 1879 Amelungia beitrat. Auch nach Konstituierung des 1. Melker CC am 1. Mai 1878 blieb der Gegensatz zwischen den technischen und akademischen Corps ungelöst. Darunter litt besonders Cimbria. In der Glanzzeit der Corps (1877–1881) kamen ihre Mitglieder vor allem aus Deutschland und Ungarn. Ihre Kneipen waren auf der Wieden im Gasthaus „Zur Stadt Rothenburg“ und im Hotel Zillinger sowie in Mariahilf. Als Corpscafé diente bis 1899 das Arcaden-Café in der Inneren Stadt. Der Melker Congress gab 1883 alle unterscheidende Bezeichnungen auf. Alle Corps jeder Hochschulstadt bildeten einen Örtlichen S.C. Unter Georg v. Schönerers Einfluss gewannen die deutschnationalen Strömungen an Einfluss. Die ersten Corps suspendierten. In Prag gingen Albia und Constantia ins burschenschaftliche Lager über. 1896/97 wegen Nachwuchsmangels schon einmal suspendiert, vertagte sich der Bund mit relativ vielen Alten Herren jüdischer Abstammung endgültig am 15. Dezember 1899. Cimbria gewann 72 Mitglieder. Dazu gehört der Altphilologe Anton Polaschek (1855–1912). Als Gymnasialprofessor in Czernowitz und Wien war er „einer der bedeutendsten Schulmänner im Mittelschulwesen Österreichs“. Weitere Cimbern waren Adolf Deutsch, Konrad Heinrich John von Johnesberg, Karl Kronfuß, Simon Ernst Schwerdtner von Schwertburg und Leo Szeps.
- Oskar Scheuer: Die geschichtliche Entwicklung des Deutschen Studententums in Österreich mit besonderer Berücksichtigung der Universität Wien von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Wien Leipzig 1910, S. 229–230, 307
- Harald Seewann: Das Corps Cimbria Wien. Materialien zur Geschichte eines altösterreichischen Corps (1870–1899). Graz 2020, 589 Seiten.
Herulia
- Walter Rabe: Das Wiener Corps Herulia 1861/62. Einst und Jetzt, Bd. 26 (1981), S. 89–109.
Fußnoten
1 | Erloschene Corps |
2 | Von 1884 bis 1888 und endgültig 1910 lebte Verdensia als Landsmannschaft wieder auf. Sie führt Namen, Farben und Zirkel des Corps. Die Alten Herren des Corps traten hingegen 1923 dem Corps Hercynia Göttingen bei. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten noch fünf Göttinger Hercynen das Band des Corps Verdensia. |
6 | Zuleger, damals noch Angehöriger der Franko-Arminia, war Unparteiischer der ersten Mensur der Prager Burschenschaft, die am 6. Juni 1861 zwischen Tröger Albiae und Liberda Carolinae auf Prager Plempe ausgetragen wurde. |
7 | Die nicht zum Corps übergetretenen Teutonen rekonstituierten 1908 ihre Landsmannschaft und verlangten die Symbole des nunmehrigen Corps Teutonia zu benutzen, insbesondere Gründungsdatum, Wappen, Farben und Zirkel. Das Corps Teutonia erhob Einspruch, dem die Universität Bonn nach Prüfung aller Unterlagen stattgab. Daraufhin nahm die Landsmannschaft den Namen Tuisconia mit den Farben weiß-grün-rot-weiß (auf gold) an. Später benannte sie sich in Palaio-Teutonia um. Diese fusionierte nach 1949 mit der Landsmannschaft Nassovia zur in Bonn ansässigen Landsmannschaft Teutonia. Dieser dem Coburger Convent beigetretene Verein trägt die Farben der ehemaligen Nassovia und nimmt das Stiftungsdatum der alten Teutonia für sich in Anspruch. |
9 | Prager Studentenverbindungen (1859–1868) |
10 | Prager Senioren-Convent |
11 | Ludwig Roth von Telegd |
12 | Hans Höfer von Heimhalt |
13 | Berent Schwineköper: Wilhelm Pieper Teutoniae als Göttinger Revolutionär (1848) und als Emigrant in London im Kreise von Karl Marx und Friedrich Engels (1849–1859). Einst und Jetzt, Bd. 9 (1964), S. 5–23. |
14 | Samuel Mühlberg: Alfred Keppler Helvetiae Zürich, Sueviae München und sein „Duell“ gegen Heinrich Nägeli Tiguriniae Zürich, beurteilt nach altem Zürcher Strafrecht. Einst und Jetzt, Bd. 62 (2017), S. 121–142. |