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Wilhelm II., Württembergs letzter König

Im Jahr der Akademikerrevolution zur Welt gekommen, immatrikulierte sich Wilhelm in Tübingen zum WS 1865/66 für Rechtswissenschaft. Bei Suevia war er Verkehrsgast, ab SS 1866 Mitkneipant.

In jenem Semester brach der Deutsche Krieg aus – mit Württemberg auf der falschen Seite. Als Leutnant im Kavallerie-Regiment Nr. 3 erlebte Wilhelm das Gefecht bei Tauberbischofsheim. Drei Wochen nach Königgrätz wurde auch die 1. Königlich Württembergische Division von Preußens 13. Division geschlagen. Dessen ungeachtet ging Wilhelm an die nun preußische Universität Göttingen, wo er juristische und volkswirtschaftliche Vorlesungen hörte. Bei Bremensia, seit 1851 mit Suevia Tübingen befreundet, war er im WS 1866/67 Gast und bald Conkneipant. Nach drei Semestern kehrte er im SS 1868 als CK nach Tübingen zurück, um seine Studien im Frühjahr 1869 zu beenden. 1886 gehörte er zu den Gründern des Alt-Herren-Vereins für Württemberg und Hohenzollern, des ersten AHSC. Regelmäßig besuchte er seine Veranstaltungen. Bremensias Band erhielt er am 25. Mai 1887. Die Tübser Schwaben verliehen ihm am 5. Juni 1887 die Schleife und am 27. Mai 1888 das Band. Die Jahre bis zur Thronbesteigung verbrachte er in württembergischen und preußischen Regimentern und Stäben. Seit 1891 als “gekrönter Staatspräsident mit Erbberechtigung” (D. Langewiesche) auf dem Thron, übernahm er auch offiziell das Protektorat über den Alt-Herren-Verein, der inzwischen 300 Mitglieder hatte. Alljährlich zur Weihnachtskneipe schenkte er ihm einen Wappen-Deckelschoppen und eine signierte Fotografie in Couleur. Beim 10. Stiftungsfest am 8./9. Oktober 1898 hielt er eine glanzvolle Rede. Den Alten Corpsstudenten überließ er eine Fahne mit seinem Stammwappen. Königin Charlotte geb. Prinzessin zu Schaumburg-Lippe (Wilhelms zweite Frau seit 1886) stiftete einen Präsidensessel mit dem Wappen des Alt-Herren-Vereins. Das hier verwendete Bild schenkte Wilhelm 1903 “s. lb. Onoldia zum 105. Jubiläum”. Vornehm und gütig, bodenständig und aufgeschlossen, machte Wilhelm sich nicht zum Maßstab der Weltsichten. In Gegenwart des Königspaars führte das Stuttgarter Hoftheater Stücke auf, die anderswo verboten waren (Frühlings Erwachen, Lulu). Der Internationale Sozialistenkongress 1907 – bis heute der einzige in Deutschland – tagte in Württembergs Hauptstadt. Auch nach der Novemberrevolution und seiner Abdankung als letzter deutscher Fürst am 30. November 1918 bekannte sich der nunmehrige Herzog Wilhelm zum Corpsstudententum. In seinem Sinn wünscht der Vorstand allen Mitgliedern des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung frohe Weihnachten.

  • Raiser I Rhenaniae Tübingen EM: Königliche Geschenke für die württembergischen Corpsstudenten. Einst und Jetzt, Bd. 22 (1977), S. 207–208.
  • Michael Streit Frankoniae Prag, Franconiae Tübingen: König Wilhelm II. von Württemberg zum 95. Todestag. Einst und Jetzt, Bd. 63 (2018), S. 423–428.

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